Sibirische Kälte! -14 Grad! Statt im Bett zu liegen habe ich mich am 13. Februar 2021 aufgemacht, einen gefrorenen Wasserfall zu fotografieren. Um möglichst schöne Bilder zu bekommen, mit möglichst wenig Leuten, wollte ich schon vor 8 Uhr da sein. Das hieß aber auch, um 5:30 aufstehen. Am Samstag. Mein Weg sollte mich zu den Hörschbachtal Wasserfällen führen.
Fotografieren bei eisiger Kälter
Ich habe mich gut vorbereitet. Einen Thermosbecher voll heißem Tee eingepackt, eine Kleinigkeit zu essen, Schal, Mütze und Handschuhe. Und den dicken Wintermantel, den ich schon beinahe eingemottet hätte. Ach ja, meine Kamera natürlich auch. Dazu das Stativ und einen Ersatzakku. Leicht sollte es sein, denn ich hatte erst überlegt, auch zum Hinteren Hörschbachtal-Wasserfall zu wandern. Gerade wenn es draußen sehr kalt ist, ist es wichtig, genug Akkus dabei zu haben. Die leeren sich schneller als man gucken kann.
Um kurz vor 8 Uhr geht es los. Vom Parkplatz des Vorderen Wasserfalls im Hörschbachtal aus sind es nur wenige Meter bis zum Bach, der im Wasserfall mündet. Alles voller Schnee. Wunderschön! Die Morgensonne taucht alles in ein bläuliches, kaltes Licht. Eine herrliche Stimmung, die durch die frostige Luft noch verstärkt wird. Weitere Infos zu den Hörschbachtal Wasserfällen inklusive Anreise findest du hier: „Ausflugstipp Wasserfälle im Hörschbachtal“
Die kleine Holzbrücke ohne Geländer sieht wenig vertrauenserweckend aus. Zum Glück ist sie aber nicht von Eis überzogen, so dass man sie doch gefahrlos überqueren kann. Tief fallen würde man eh nicht, aber bei -14 Grad wäre das ein kaltes erwachen.
Der Abstieg zum Vorderen Wasserfall hat es in sich. Viel plattgetretener Schnee. Der Weg ist nicht ausgebaut, nur notdürftig durch provisorische Stufen angelegt. Hier muss man wirklich trittsicher sein, um bei den Verhältnissen hinabzusteigen. Aber was tut man nicht alles für schöne Bilder? Außerdem habe ich meine Regenhose übergezogen. Also selbst wenn ich auf dem Popo landen würde, wäre es halb so wild.
Melde dich zum Newsletter an und nimm automatisch am Gewinnspiel teil!
(Den Gewinn findest du bei den Teilnahmebedingunen)
Thank you!
You have successfully joined our subscriber list.
Gefrorener Wasserfall im Hörschbachtal
Langsam klettere ich hinab zum Vorderen Wasserfall. Durch das aufspritzende Wasser ist hier sehr viel Eis. Ich kannte die Hörschbachtal-Wasserfälle nur von einem Ausflug im Mai. Jetzt scheine ich in einer ganz anderen Welt zu sein. Eisiges Blau. Eiszapfen, beinahe so groß wie ich. Auf mein Stativ gestützt schlittere ich das letzte Stück in die Ebene unter dem Wasserfall herab.
Ein weiterer Fotograf ist hier, der den Weg aufs Eis in der Mitte des Baches schon wagt. Gut, ich weiß jetzt, wo das Eis noch zu dünn ist und ich ebenfalls nasse Füße bekommen würde. Aber alles wird gut, in der Mitte ist das Eis so dick, dass es einen Elefanten tragen könnte.
Ich genieße den Blick auf den Wasserfall. So etwas sieht man ja auch nicht alle Tage. Beinahe 5m fällt der vordere Wasserfall über die Stufe. Heute jedoch kommt nur wenig Wasser an, das meiste ist gefroren. Zu Eiszapfen erstarrt.
Nachdem ich genug Bilder vom Wasserfall selber gemacht habe, widme ich mich noch den Eiszapfen. Auch die geben tolle Motive ab. Warte, was ist das? Ein Tropfen! Regelmäßig fällt ein einzelner Tropfen herab. Mein Ehrgeiz ist gepackt. Schnell die Kameraeinstellungen anpassen. ISO 640, 1/50 Sekunde, Dauerfeuer. Mmh ok, das ist natürlich wirklich viel zu langsam um Wasser im Fall einzufrieren.
Nach und nach erhöhe ich auf ISO 1000 und 1/125sec. Aber auch das reicht noch nicht. Mit einer höheren ISO hätte ich sicherlich noch schneller knipsen können. Aber um eine wirklich kurze Verschlusszeit zu erreichen, wäre ein sehr hoher ISO Wert notwendig gewesen. Dann hätte ich noch mehr Details im Bild verloren. Aber auch so sieht es doch sehr cool aus, oder?
Oh, was ist das? Sprühnebel, der auf meinem Objektiv landet. Nicht gut. Langsam fängt es an, einzufrieren. Also wird es Zeit, den Kessel zu verlassen. Etwas beschwerlich ist der Aufstieg schon. Ich mag aber auch nicht ausrutschen, also geht es praktisch im Gänsemarsch nach oben.
Von hier habe ich nochmal einen tollen Blick auf den gefrorenen Wasserfall. Wahnsinn, wie viel Eis da ist! Mittlerweile kommen auch immer mehr Leute. Dabei ist es noch nicht einmal 9 Uhr. Was muss dann hier erst um 11 Uhr für ein Andrang herrschen? Ich mache noch einige Bilder vom Vorderen Hörschbachtal-Wasserfall und von der Brücke.
Und mein Blick fällt auf das vereiste Bachufer. Bevor ich weiter ziehe, schaue ich mir das noch genauer an und finde auch hier einige sehr schöne Motive. Soll ich oder soll ich nicht zum Hinteren Wasserfall laufen? Das Eis auf meiner Linse und die festgefrorenen Beine meines Stativs nehmen mir die Entscheidung ab. Es ist einfach zu kalt. Jetzt noch 45-60 Minuten durch die eisige Kälte wandern? Die Straße ist gesperrt und die Hörschbachtalschlucht aus. Ich müsste also den oberen Wanderweg nehmen.
Dazu neigt sich auch mein Teevorrat dem Ende zu. Eine Stunde in der Kälte haben gereicht. Auch wenn mir einige grandiose Bilder entgehen werden, entscheide ich mich doch dazu, wieder nach Hause zu fahren.
Aber ich komme wieder. Bei der nächsten sibirischen Kälte. Oder im Frühjahr nach einem ausgiebigen Regen, wenn der Wasserfall viel Wasser hat. Ganz sicher!
Hast du schon einmal einen gefrorenen Wasserfall gesehen? Wann und wo war das? Berichte mir davon in einem Kommentar!
Allzeit bestes Licht wünscht
Tanja
8 Kommentare
Liebe Tanja,
Ich liebe gefrorene Wasserfälle und ich bin ja auch super gerne und viel im Kalten und im Schnee draußen unterwegs. Auch mit der Kamera. Mein Problem ist immer eher, dass meine Finger dann schnell kalt werden und die Bilder dann nicht so schön werden. Von Eiszapfen hab ich auch schon ein paar ganz gute Aufnahmen gemacht, aber so einen spektakulär gefrorenen Wasserfall wie den im Hörschbachtal habe ich noch nicht gesehen. Aber ob ich mich dafür aufs Eis getraut hätte – ich weiß nicht!
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Naja, der Bach an der Stelle ist normal so 15-20cm tief. Da wäre nicht viel passiert, außer ein paar kalten Füßen und Frostbeulen. Und ich habe immer andere Schuhe im Wald an als beim Autofahren, also wäre wirklich nicht viel passiert. Auf Seen oder Gewässer, die ich nicht kenne, würde ich auch niemals gehen und das auch niemandem empfehlen.
Liebe Tanja,
ich liebe ja Wasserfälle, ich finde sie unglaublich faszinierend. Einen gefrorenen habe ich bisher noch nicht gesehen. Das sind spektakuläre Aufnahmen – da sind in der Tat gute Ausrüstung und warme Hände gefragt. Die Details der Eisformationen und die Gesamtaufnahmen gefallen mir am besten.
Herzlichen Gruß
Anja von STADT LAND WELTentdecker
Hallo Anja, ja, solche Aufnahmen sind nur alle paar Jahre möglich, wenn es sehr lange sehr kalt ist. Ich bin froh, die Gelegenheit gehabt zu haben!
Hallo Tanja, also ich muss schon sagen “Hut ab”. Bei -14 Grad bin ich nicht so gerne draußen, nicht mal für schöne Fotos. Aber es hat sich echt gelohnt. Die Bilder sind fantastisch. Selbst habe ich noch nie gefrorene Wasserfälle gesehen. Top. Liebe Grüße Claudia
Krass! Bei -14° solche Fotos zu machen, ist schon der Hammer. Auch wenn ich sehr gerne fotografiere, hätte ich das bei der Kälte bestimmt nicht bekommen. Ich danke dir für die schönen Fotos und die tollen Eindrücke!
Liebe Grüße, Saskia Katharina
Hallo Tanja,
was für Wahnsinns Bilder und dann noch deine Beschreibung. Bei der Brücke hätte ich schon Angst gehabt und dazu die Temperaturen. Aber du wurdest ja Belohnt dafür. Und das Video ist auch toll geworden. So habe ich das mit dem Wasserfall auch noch nicht gesehen. Ich freue mich auf mehr Bilder und Erfahrungen von dir.
Liebe Grüße
Julia
Wow, es sieht so aus, als hättest du die Zeit eingefroren! Ich stand ja schon in Norwegen neben unheimlich beeindruckenden Wasserfällen, aber im gefrorenen Zustand habe ich bis eben noch keinen gesehen! Das sieht wirklich beeindruckend aus, als würde das Wasser jeden Moment weiterfließen! Da hat sich das frühe Aufstehen aber definitiv gelohnt! Wahnsinsbilder!
Liebe Grüße
Jana